Auf den Spuren von Johannes Gutenberg wandelten Kinder aus der Tagesstätte Treff 93 in Neuhausen.
Neben handwerklichen Fähigkeiten wurde auch die Sprachkompetenz gefördert.
Von Michaela Weber
Druckprojekt für Schul-Hortkinder in Neuhausen
In der Lernwerkstatt für Handsatz, Text- und Kunstdruck war der Nachwuchs aus dem Kindertreff 93 zu Gast. Bertram Schmitt (li.) führte in die Kunst des Druckens ein. Die Beauftragte für Migration und Integration, Sabine Müller (2.v.r.), war beeindruckt von dem Projekt. Foto: BilderKartell / Ben Pakalski
NEUHAUSEN – Einmal selber mit beweglichen Metalllettern und Winkelhaken drucken, wie bereits von Johannes Gutenberg entwickelt und über Jahrhunderte im Buchdruck verwendet, dazu hatten Schul-Hortkinder der städtischen Kindertagesstätte Treff 93 im Stadtteil Neuhausen nun die Möglichkeit. Im Rahmen des Projekts „Der kleine Gutenberg“, das als Sprachlernprojekt durch Mittel der Migrations- und Integrationsbeauftragten gefördert wurde, waren zehn Mädchen seit November regelmäßig in der gleichnamigen Lernwerkstatt für Handsatz, Text- und Kunstdruck in der Zornstraße zu Gast.
Bevor es aber für die jungen Setzerinnen und Druckerinnen im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren an Farben und Walze ging, hieß es zunächst eine Vorlage mit einem selbst gewählten Motiv zu zeichnen und diese dann in eine Linolplatte zu schnitzen. Über die Vielzahl und Originalität der entstandenen Bilder, die von Herzen, Einhörnern und Katzen über Luftballons und Vögeln bis hin zu Vampiren reichten, staunte nicht nur Sabine Müller, die bei der Präsentation der Ergebnisse zugegen war. „Das ist ein schönes Zusatzangebot für Kinder, die von Zuhause aus nicht soviel Förderung erfahren,“ freute sich die Beauftragte für Migration und Integration, der es besonders die sogenannten „Elfchen“ angetan hatten, kleine Gedichte bestehend aus elf Wörtern, die in festgelegter Folge auf fünf Zeilen verteilt werden. Diese konnten die Kinder ebenso verfassen wie eine kleine Geschichte und diese mit einem eigenen Bild zusammen drucken.
Durch diese Verbindung von handwerklicher Betätigung, Textgestaltung und Sprache solle der vorhandene Wortschatz in Deutsch erweitert und auch die Rechtschreibung verbessert werden, so Müller.
Während Sechstklässlerin Emely viel Spaß am richtigen Buchstabieren und Setzen hatte, fand Lara besonders am Zeichnen und Schreiben ihrer Geschichte vom einsamen Vogel Freude. Lernwerkstattbetreiber Bertram Schmitt war überzeugt, dass der Umgang mit den beweglichen Lettern beim Textsatz und Druck es erlaube, die Sprache für die Kinder im wahrsten Sinn des Wortes begreifbar zu machen.: „Der einzelne Buchstabe ist plötzlich wieder wer.“
Er achtete beim spiegelverkehrten Setzen der Lettern und seitenverkehrten Aufbau der Zeilen auf Fehler oder erklärte, worauf es beim Drucken mit mehreren Farben von Gelb über Rot nach Blau zu achten galt.
Neben dieser Praxis kam mit dem Erlernen der Fachsprache rund ums Drucken, durch die Benennung der Materialien, Werkzeuge und Arbeitsvorgänge aber auch die Theorie nicht zu kurz.
Für Kita-Leiterin Margit Frey war das eine „tolle Verbindung von Spaß, Ferienprogramm und Sprachförderung“. Sie konnte die ersten Druckversuche der Einladungskarten für das große Treff 93-Fest am 18. Mai rund um das Thema „Glück“ in Augenschein nehmen, wo die Ergebnisse des Gutenberg-Projekts im Rahmen einer großen Ausstellung präsentiert werden sollen.
Bericht: Wormser Zeitung, 28.02.19