Solidarität

Praktische Solidarität

Syrische Jungs haben Spaß am Drucken und beim Fußball

Anfang 2016 kamen die drei Jungs im Alter von 9, 10 und 13 mit ihrem Papa einem älteren Bruder und einem Cousin nach Deutschland und landeten in Worms. Die Mutter, zwei ältere Schwestern und ein kleinerer Bruder waren noch in Damaskus.

Der Jüngste  besucht mittlerweile eine Wormser Grundschule und die beiden älteren die Realschule plus.
Neben der Schule kommt es darauf an, ihnen auch im privaten Bereich Möglichkeiten zu geben, kulturelle Angebote wahrzunehmen und Kontakt mit Gleichaltrigen zu haben.

Während der Herbstferien lud ich sie ein zu meinem Volkshochschulkurs „Spaß beim Drucken“. Sie fertigten erste Linolschnitte und fanden Spaß daran. So kamen sie in der Folgezeit des öfteren mittwochs in den offenen Druckworkshop.
Dort setzten sie erste selbst formulierte Texte über ihren Tagesablauf. Der Prozess des Textsetzens hat für Deutschlernende natürlich besonderen  Wert: Da gilt es jeden einzelnen seitenverkehrten Buchstaben im Setzkasten zu finden, die Lettern im Winkelhaken zu Sätzen zusammen zu bauen und dann ins Setzschiff einzusetzen.
Wortschatz, Grammatik und Ausdrucksweise werden so automatisch geschult. Der erste Probedruck zeigte, welche Fehler noch im Satzspiegel versteckt waren. Diese mussten behoben werden. Die Jungs waren jeweils mit Eifer und Konzentration bei der Arbeit.

Natürlich hatten die Drei nicht nur Interesse am Drucken sondern noch mehr Lust Fußball zu spielen. Ab und zu hatten sie im Sommer auf der Wiese am Karlsplatz mit Kumpels gekickt. Als ich sie fragte, ob sie sich vorstellen könnten in einem Fußballverein zu trainieren, stimmten sie natürlich zu. So brachte ich sie zum Kinder- und Jugendtraining bei Normannia Pfiffligheim. Anfänglich leistete ich Taxidienste. Besser war es, natürlich wenn sie selbständig zum Training kommen könnten. So ließ ich zwei Räder reparieren und versah ein drittes mit einer Lichtanlagen. Jetzt waren die Jungs unabhängig. Das nächste Problem waren fehlende Fußballschuhe und -klamotten.
Freunde brachten mich auf die Idee bei Koller Floristik in Herrnsheim ein Spendenglass aufzustellen. Das erfreuliche Ergebnis: mehr als 200,00 EUR Spenden. Dem Team vom Blumenladen und den Spendern sei herzlichen Dank gesagt. Inzwischen haben die Jungs Fußballschuhe und für Trainingskleidung reichte es auch noch.
Die Mitgliedschaft im Verein ist beantragt. Wäre schön, wenn die drei demnächst in einer Mannschaft mitspielen könnten.

 

 

 

R+A+V+M+A

Ausländische SprachschülerInnen zu Gast im „kleinen Gutenberg“

Der Sprachkurs der Wormser VHS für Flüchtlinge in Offstein war Mitte Juni abgeschlossen. Zusammen mit einer Kollegin hatte ich die Menschen aus 6 verschiedenen Ländern seit November 2015 im Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde an vier Tagen pro Woche unterrichtet. Fast alle SchülerInnen, die früh genug im Kurs dabei waren, haben bei der VHS den Test für das A1 Niveau bestanden. Demnächst sollen sie die Möglichkeit haben, in Worms Kurse für A2 Sprachniveau zu besuchen.

In der Zeit in der keine Sprachkurse stattfinden, ist leider weitgehend Warten angesagt. Warten auf das Interview bei einer BAMF Stelle, warten auf die Möglichkeit einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen.

In meiner Drucklernwerkstatt geht es jetzt während der Sommerferien eher ruhig zu, so kam mir die Idee die KursteilnehmerInnen zu fragen, ob sie Lust hätten, sich ab und zu mit Druckaktivitäten zu befassen. Etliche zeigten Interesse und so kamen bisher mehrere Treffen in den Räumen des DkG zustande.

Da das Busfahren zu teuer ist und nicht alle Fahrräder haben, holte ich meine „DruckschülerInnen“ in Offstein mit dem Auto ab und brachte sie auch mittags wieder zurück.

Mit Ausführungen zur Erfindung Johannes Gutenbergs ging ich eher sparsam um, da das Sprachverständnis auf A1 Niveau noch viele Barrieren mit sich bringt.

Der Umgang mit beweglichen Metalllettern wurde erst mit den Namen der TeilnehmerInnen geübt. Natürlich freuten sich alle darüber nach dem Setzen, Einfärben und Drucken den eigenen Namen farbig auf weißem Papier zu lesen.

Eine gewisse Herausforderung brachte dann das Entwerfen eines Bildmotivs, das Übertragen auf Linolplatte und das Ausheben der Druckvorlage mit sich. Deren Bewältigung ging bei den TeilnehmerInnen unterschiedlich vonstatten. Manche produzierten schnell beachtliche Ergebnisse, andere taten sich noch schwer.