Das Thema „Wir lernen in der Schule. Millionen Kinder arbeiten“ beschäftigte sich mit dem Kontrast der Lebenssituation der Kinder aus der Druck-AG und derjenigen von Kindern aus Indien, Afghanistan, der Türkei, den Philippinen, Vietnam, Uganda und Madagaskar. Die Kinder der AG stammten aus Familien mit unterschiedlichem Hintergrund. Ein Mädchen kommt aus einer rumänischen, eins aus einer mauretanischen, eins aus einer deutschen Familie, ein Junge aus einer Familie afghanischer Herkunft, zwei Jungen haben türkisch-kurdische Eltern.
Von Montag bis Freitag gehen wir in die Schule, sind in der dritten Klasse und können alle schon ziemlich gut lesen und schreiben.Wir haben Deutsch, Mathe, Sachunterricht oder auch Sport und Kunst. Bei Klassenarbeiten freuen wir uns über gute Noten oder ärgern uns, wenn sie mal nicht so gut sind. In den Pausen spielen wir mit unseren Freunden. Wir sechs sind im Ganztag. Das heißt wir sind mittags in der Schule und bekommen unser Schulessen. Nach den Hausaufgaben gibts noch Lernangebote. Die Drucklern – AG ist eins davon. Tschja und wenn man nicht weiter nachdenkt, könnte man meinen, dass es allen Kindern in vielen Ländern der Erde so geht wie uns: Familie, täglich Schule und Freizeit, Lernen und viel Spaß. So ist es aber nicht: nach Berechnungen von UNICEF müssen ungefähr 160 000 000 Kinder auf der Erde arbeiten. Sie müssen Geld verdienen und können nicht oder nur wenig in die Schule gehen. Mit dem Leben dieser Kinder haben wir in der Druck-AG beschäftigt: Videos geguckt, Texte gelesen und uns darüber unterhalten, wie es diesen Kindern geht. Froh sind wir, dass wir in die Schule gehen und viel lernen können und wir wollen deswegen, dass das Leben der Kinder besser wird. Wir haben Fachbegriffe geübt, Linoldrucke gemacht, Buchstaben gesetzt und Texte gedruckt. Unser Buch ist fertig. Ihr könnt darin viel über uns erfahren. Und Ihr könnt vergleichen, wie viel schlechter Kinder leben in Ländern, in denen es Kinderarbeit gibt. Wir würden gerne mithelfen, dass mehr Kinder in die Schule gehen können. Deswegen planen wir eine kleine Spendenaktion für Unicef. Da könnt ihr mitmachen.
Wieder waren sechs Ganztagskinder in das Druckprojekt eingebunden. Fünf Mädchen und ein Junge. Die Eltern der Mädchen kommen aus Polen, Ungarn, der Türkei, Syrien und Deutschland, die des Jungen aus Rumänien. Die Kids waren gut drauf und stellten sich in der Drucklernwerkstatt geschickt an. Wenn sie mal Streit hatten, war das mit persönlichen Eigenheiten und Empfindlichkeiten verbunden. Das kam aber nur selten vor. Die Zusammenarbeit mit der Lehrerin der Klasse 3a klappte prima. Und endlich konnten wir nach dem Ausklang der Corona-Pandemie auch wieder unser Buch in der Aula für alle dritten Klassen vorstellen.
Schwupp di wupp – schon ist unser halbes Jahr in der Drucklernwerkstatt „Der kleine Gutenberg“ rum und wir können euch unser selbst gedrucktes Buch vorstellen. Zu Anfang haben wir viele neue Wörter aus der Druckwerkstatt gelernt. Wisst ihr, was ein Setzschiff, ein Winkelhaken oder eine Wortpause ist? Nein! Das und viel mehr könnt ihr hinten im Buch herausfinden. Dann haben wir uns einen lustigen Spruch und ein fertiges Linolmotiv herausgesucht und das erste Mal einen Satz mit Metalllettern gesetzt und gedruckt. Wir waren überrascht, was man mit drei Farben und einem Linoldruckstock zaubern kann. Auf den ersten Seiten stellen wir uns mit selbst gedruckten Texten vor – passend zu den Fotos von uns. Eigene Linolschnitte haben wir auch entworfen und ausgehoben und dazu haben wir „Elfchen“ gedichtet und gedruckt. Sie handeln von dem, was wir so erleben. Unsere Wohnhäuser haben wir zusammen besucht. Darüber gibt es eine Reportage mit Fotos und Berichten von dem, was wir alles erzählt haben. Unser eigenes Gesicht haben wir aus Linol ausgehoben. Dazu hat ein Freund oder eine Freundin aus unserer Gruppe einen Text entworfen, gesetzt und gedruckt. Der hilft euch als LeserInnen unseres Buches zu erraten, wer auf den Farbdrucken abgebildet ist. Wenn ihr uns nicht sowieso erkennt. Im Buch gibt’s natürlich viele Fotos vom Drucken und Drumherum.
Dies ist das zweite Pesta Druckprojekt, das sich mit dem Thema „So leben wir beschäftigt. Die sechs Schüler*innen haben einen bunt gemischten Herkunftshintergrund. Türkei, Syrien, Polen, Spanien und Deutschland. Und das Schöne ist: das ist den Kindern gerade egal. Sie lernen, spielen oder streiten zusammen, wie Kinder das so machen. Und sie fragen nicht lange, wo eins herkommt oder wo es hin will. Das alles spielt sich in der Pestalozzischule ab. Eine Grundschule, die seit Jahr und Tag den Schulalltag der KInder organisiert und ihnen so gut es geht auf die Sprünge hilft. Wobei die personellen Bedingungen für Lehrkräfte und Betreuung mehr als besacheiden sind.
Zum Glück konnten wir unser Druck-Projekt ohne Probleme mit der Corona Pandemie im zweiten Halbjahr 2021 -22 durchführen. Da es bei der Vorgänger AG aus der Klasse 3b so gut geklappt hat, wollten wir auch ein Buch zum Thema „So leben wir“ machen. In unserer AG sind Kinder aus den Klassen 3a und 3c Auf einem Teil der Fotos in unserem Buch sind wir mit Masken zu sehen, weil es noch nötig war, sie zu tragen. Übrigens haben wir zu Anfang viele Fachbegriffe aus der Druckwerkstatt gelernt. Wisst ihr, was ein Setzschiff, ein Winkelhaken oder eine Wortpause ist? Nein! Das wird hinten in unserem Buch erklärt. Auch wir haben zuerst mal geübt, wie wir mit beweglichen Metalllettern lustige Sprüche setzen können. Dazu haben wir uns passende Linoldruckstöcke gesucht und schicke Blätter gedruckt. Danach stellen wir uns mit selbst gedruckten Texten und feinen Portraitsfotos vor. Eigene Linolschnitte haben wir entworfen und ausgehoben zu Situationen aus unserem Alltag und dazu „Elfchen“ (Gedichte mit elf Wörtern) gedichtet und gedruckt. Gespräche zu Familie, Freizeit, Freunden und Schule sind auch im Buch drin, weil wir euch vorstellen wollen, wie wir leben. Es gibt sogar eine Fotoreportage von einem Spaziergang zu unseren Wohnungen rund um die Pesta. Zu Linolportraits von uns hat ein Freund oder eine Freundin aus unserer Gruppe einen Text gesetzt und gedruckt. Damit ihr als LeserInnen unseres Buches raten könnt, wer auf den Farbdrucken abgebildet ist. So, jetzt müsst ihr nur noch mit viel Spaß ans Lesen gehen.
Solltet ihr wirklich Interesse an unserem Buch haben. Das könnte ja mal vorkommen. Dann schreibt an info@der-kleine-gutenberg.de. gäh!!
Vorschulkinder der Herrnsheimer Kita „Spatzennest“ waren schon des öfteren zu Gast im kleinen Gutenberg. Und die Kids hatten jedesmal viel Spaß beim Drucken von Linolkarten oder beim Herstellen von Farbbildern mit Hilfe des Frottage- Verfahrens.
„Guck mal ich hab einen tollen Eiffelturm gedruckt.“ Meine Katze ist auch Klasse.“ „Findest du die Spinne auch gut?“ „Hey der Dino sieht lebendig aus!“ So freuten sich die Kinder, wenn sie ihre Karten ihren Freundinnen und Freunden oder den Erzieherinnen zeigten. Zehn Jungs und Mädchen lernten am 31.03.22 in der Kellerdrucklernwerkstatt zwei Druckverfahren kennen. In zwei Gruppen zu je fünf Jungs und Mädchen probierten die Kinder arbeitsteilig das Drucken mit Linoldruckstöcken und die Herstellung von bunten Bildern mit Farbwalze und Konturenvorlage im Frottage-Verfahren. Erst galt es aus den vielen Linoldruckstöcken im Wandregal ein Motiv auszusuchen, das einem gefiel. Eingebaut in ein Setzschiff war dann den Druckstock mittels Farbwalzen nacheinander mit gelber, roter und blauer Farbe einzufärben. Damit sie die richtige Reihenfolge einhielten, sagten die Kinder gleich mehrmals die Reihenfolge „Gelb, Rot, Blau“ auf. Nach dem Einfärben mit der Farbwalze musste man darauf achten, dass man selbige wieder auf die Füße stellte. Eine weiße Karte wurde im Hoch- oder Querformat auf den Druckstock gelegt. Darüber kam ein Schutzblatt, damit keine Farbe auf die Druckwalze kommen konnte. Diese wurde dann mit ordentlich Kraft über die Druckstöcke gezogen. Da war es schon gut, wenn man morgens eine ordentliches Frühstück gegessen hatte. Bei der Frottage Technik wurde erst ein Motiv mit erhabenen aufgeklebten Konturen ausgesucht, ein weißes Blatt darüber gelegt und dann ebenfalls mit gelber, roter und blauer Farbe über das Papier gewalzt. So entstanden im Nu farbige Bilder mit überraschenden Farbmischungen. Auch mit einer Plakatschrift aus Holz konnten die Kinder Bekanntschaft machen. Jedes setzte seinen Namen erst in einen Winkelhaken, dann ins Setzschiff. Dann wurden alle Namen gedruckt und konnten ebenso gedrost wie die bunten Bilder und Karten mit in die Kita genommen werden.
Wie überall hat die Corona – Pandemie auch ihre Auswirkungen auf die Druckprojekte von Ganztagskindern der Pestalozzischule. So konnte im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2020 -2021 kein Druckprojekt stattfinden. Zum Glück war es aber möglich im ersten Halbjahr 2021 -22 unsere Druck-AG durchzuführen.
Wir hatten uns vorgenommen ein Buch zum Thema „So leben wir“ zu machen. Natürlich gab es auch für uns Hygieneregeln, die wir einhalten mussten. So sind wir auf den meisten Fotos in unserem Buch mit Masken zu sehen. Wie unsere VorgängerInnen haben wir erst gelernt, witzige Sprüche mit beweglichen Metallletternzu setzen und sie mit vorhandenen Linoldruckstöcken zu drucken. Uns kann man mit Fotoportraits und selbst gedruckten Texten im Buch kennen lernen. Mit eigene Linolschnitten und „Elfchen“ zeigen wir Momente aus unserem Alltag. Weil wir im Buch vorstellen wollen, wie wir leben, haben wir Gespräche zu Familie, Freizeit, Freunden und Schule abgedruckt Es gibt sogar einen Fotobericht von einem Spaziergang zu unseren Wohnungen rund um unsere Schule. Portraits von uns als Linolschnitte haben wir auch angefertigt. Ein Freund oder eine Freundin aus unserer Gruppe hat dazu einen Text gesetzt und gedruckt. LeserInnen unseres Buches müssen raten, wer auf den Linolportraits abgebildet ist. Nicht nur das Raten sondern auch das Lesen unseres ganzen Buches macht hoffentlich viel Spaß.
Wer sich dafür interessiert, kann hier eine PDF Datei mit einem ausführlicheren Bericht zum Projekt herunterladen: Bericht zu Buch-Druckprojekt Pesta V Die meisten Seiten des neue Buches sind auf DIN A 3 vergrößert gegenüber dem Klassensaal der Klasse 3b in der Pestalozzischule aufgehängt. Dort haben wir unser Buch auch den Mitschüler*innen vorgestellt.
„Der Buchdruck ist das höchste und größte Geschenk Gottes, weil Gott durch dieses Mittel die wahre Religion bis ans Ende der Welt bekannt machen und in alle Sprachen übertragen will.“ Auch dies ein Zitat von Martin Luther, das verdeutlicht, dass ihm die Wirkung des Druckens für seine Zielsetzung Glauben und Kirche zu verändern vollkommen bewusst war. Eine Technik, die rund 70 Jahre nach der Erfindung durch Gutenberg, bereits ganz Europa erobert hatte.
Zwei Druckworkshops boten kurz nach Beginn der Landesausstellung im Museum Andreasstift Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit durch das Drucken von Lutherzitaten diese Gutenberg-Erfindung kennzulernen und Luthers Gedanken nachzuempfinden.
Im Obergeschoss des Museums waren vier Setzstationen aufgebaut, an denen die TeilnehmerInnen mit beweglichen Lettern, Blindmaterial, Winkelhaken und Setzschiff ein zuvor ausgewähltes Zitat von Martin Luther setzen konnten. War der Satzspiegel im Setzschiff montiert, konnten sie einen passenden Linoldruckstock aussuchen und diesen ebenfalls im Setzschiff montieren.
In der bereitstehenden Korrekturpresse wurden Linolschnitt und Text mit den drei Grundfarben gedruckt. So hatte jede/r schließlich fertige Drucke im DIN A 4 Format. Ganz so, wie die Flugblätter zu Lutherzeit, die von Befürwortern und Gegnern der Reformation zu Tausenden unter die Leute gebracht wurden. Die damaligen Schwarz-Weiß-Drucke wurden jedoch nicht umsonst verteilt. Ein Flugblatt kostete etwas soviel wie zwei Maß Bier oder 12 Eier. Am 10.07.21 waren nur Mädchen am Druckworkshop beteiligt. Die jeweils ausgesuchten Lutherzitate lassen sich beim Vergößern der Fotos gut erkennen:
Am Sonntag, den 11.07.21 waren auch Jungs und sogar eine Familie dabei. Und ein Kamerateam von SWR 3 machte Aufnahmen. Der Bericht wurde abends um 19.45 Uhr bei SWR 3 Aktuell gesendet.
Die Rheinpfalz berichtet: Worms Museumsworkshop: „Drucken von Luther-Zitaten“
Zeile um Zeile entsteht ein Text mit beweglichen Lettern. Foto: Eichfelder-Artworks/frei
Brandheiße Nachrichten werden heute über das Internet verkündet. Aber bereits durch die Erfindung des Buchdrucks verbreiteten sich Ideen und Informationen rasch. Das Medium verhalf der Reformation in kurzer Zeit zu vielen Anhängern. In den offenen Werkstätten der Wormser Museen können Kinder und Jugendliche den Buchdruck kennenlernen und selbst Luther-Zitate drucken.
„Anmelden, vorbeikommen, mitmachen“ lautet das Motto der offenen Werkstätten, die Museum Live, das museumspädagogische Angebot der Wormser Museen, im Rahmenprogramm der Landesausstellung „Hier stehe ich. Gewissen und Protest – 1521 bis 2021“ anbietet. Eingeladen sind Kinder und Jugendliche ab acht Jahren, sich mit Themen der Ausstellung kreativ auseinanderzusetzen.
Den Anfang macht am Wochenende der Workshop „Drucken von Luther-Zitaten“. Dabei lernen die Teilnehmer die Technik des Druckens kennen und dürfen diese ausprobieren. Das heißt, sie setzen wie einst der Erfinder Johannes Gutenberg mit beweglichen Buchstaben und Zeichen Wörter, Sätze, Texte. Bei diesem Seminar bilden nun Luther-Zitate die Vorlage. Der Text wird mit einem vorhandenen Bild als Linoldruckstock kombiniert und farbig gedruckt. Geleitet wird die offene Werkstatt von Bertram Schmitt von der Drucklernwerkstatt „Der kleine Gutenberg“.
Noch Fragen?
„Drucken von Luther-Zitaten“ für Kinder ab acht Jahren, Samstag/Sonntag, 10./11. Juli, jeweils 14 bis 17 Uhr, im Museum der Stadt Worms im Andreasstift, Weckerlingplatz. Eine Anmeldung ist nötig per E-Mail an museumsvermittlung@worms.de.
Bericht, Die Rheinpfalz – online, 2021-07.06, Christina Eichhorn
„Unsere Mädels waren jetzt wochenlang kaum in der Schule und konnten wegen der Corona-Einschränkungen auch nichts zusammen unternehmen.“ meinte eine befreundete Lehrerin, die mit ihrer Klasse schon vor der Corona-Zeit für ein Druck-Projekt im kleinen Gutenberg zu Gast gewesen war.
Also hatte sie die Idee mit ihrer Tochter und deren drei Freundinnen in den neuen Druckkeller zu einem Druckworkshop zu kommen. Wir fanden es eine ausgezeichnete Idee zum ersten Mal die Möglichkeiten der seit Anfang des Jahres 2021 neu eingerichteten Druckwerkstatt im renovierten Keller auszuprobieren und freuten uns sehr auf die vier Grundschülerinnen.
Toll war auch, dass die Mädels in der Schule Elfchen, also kleine Gedichte mit elf Wörtern, geschrieben hatten. Diese ließen sich sehr gut mit beweglichen Lettern setzen. Dazu suchte sich jede aus den zahlreichen vorhandenen Linoldruckstöcken einen geigneten heraus. Im Setzschiff wurden diese jeweils mit dem fertigen Satzspiegel zusammengebaut. Dann konnten alle vier ihr Werk drucken.
Natürlich haben wir aus dem erfreulichen Anlass in der Arbeitspause im Hof auch mal auf die Premiere angestoßen.
„95 Storys“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Nibelungenfestspiel GmbH und der Alisa-Stiftung Worms. Tobias Steinfeld, der die Medienwerkstatt für Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 leitete, beschreibt das Projekt so: „Was wünschst du dir? In was für einer Welt willst du leben? Wie soll die Zukunft aussehen? Was gefällt dir und was nicht? Was fehlt Worms, was fehlt der Welt? 500 Jahre nachdem Martin Luther seine 95 Thesen in Worms verteidigte, bist du dran. Du schreibst deine ganz persönlichen Wünsche, Meinungen, Hoffnungen, Gesetze oder Beobachtungen auf. Die müssen natürlich an die Öffentlichkeit. Da wir heute wesentlich mehr Möglichkeiten haben, als Luther damals, wollen wir diese auch nutzen: Wir machen Selfies, kurze Videos und Podcasts. Wir schreiben mit der Hand und natürlich drucken wir. Denn wäre der Druck nicht erfunden worden, wären Luther und seine Thesen vielleicht nie berühmt geworden. Am Ende sollen eure Botschaften offline in Worms und eure Storys online über die Stadtgrenzen hinaus für Furore sorgen.“
Holzschnitt „Luther vor dem Reichstag“ – Foto aus der historischen Druckwerkstatt von Lukas Cranach in Wittenberg
Keine Reformation ohne Buchdruck, aber auch kein Medienereignis ohne Reformation.
Diese historischen Zusammenhänge sollten Jugendliche kennen, wenn sie sich mit den Möglichkeiten seine eigene Meinung in den Medien zu verbreiten befassen. Insbesondere, wenn es sich um ein Projekt als Begleitveranstaltung der Nibelungenfestspiele 500 Jahre nach Luthers Aufenthalt in Worms mit seinem Auftritt vor dem Reichstag handelt. So erklärt sich, dass ein Druckworkshop des „kleinen Gutenberg“ Bestandteil des Projekts 95 Storys ist.
„Die hohen Wohltaten der Druckerei sind mit Worten nicht auszusprechen“, stellte Martin Luther in seinen Tischreden fest und meinte damit vor allem die schnelle Verbreitung der Bibelübersetzung und der reformatorischen Schriften. Luther war der Erfolgsautor des 16. Jahrhunderts. Seine Bücher machten rund ein Drittel der gesamten deutschsprachigen Buchproduktion aus. Um 1520 kursierten nach Schätzungen etwa 300.000 Exemplare seiner Druckschriften in Deutschland, um 1530 waren es ca. 1/2 Million. Zahlen, die angesichts des damals weit verbreiteten Analphabetismus erstaunlich sind. Buchdruck und Buchhandel erlebten durch die Reformation einen ungeheuren Aufschwung. Es war aber ein Verhältnis auf Gegenseitigkeit: Luther hatte also allen Grund, Gott öffentlich zu danken: „Der Buchdruck ist das höchste und größte Geschenk Gottes, weil Gott durch dieses Mittel die wahre Religion bis ans Ende der Welt bekannt machen und in alle Sprachen übertragen will.“ aus: Klaus Kösters Der Kampf um den rechten Glauben und die Druckgraphik westfaelische-geschichte/portal/Internet/
Ein Flugblatt kostete zu Luthers Zeiten etwas soviel wie zwei Maß Bier. Andere wichtige Medien der Zeit waren Flugblatt und Flugschrift. Dabei ist die Flugschrift sozusagen der große Bruder des Flugblatts, umfasste sie doch mehrere Seiten. Damit ist die Flugschrift so etwas wie der Vorläufer der Zeitung. Ein wichtiger Unterschied zu unseren heutigen Flugblättern ist, dass Flugblätter in der Frühen Neuzeit nicht etwa kostenlos verteilt wurden: sie wurden verkauft. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Flugblatt etwa den Stundenlohn eines Handwerkers kostete – das entsprach etwa dem Preis von zwei Maß Bier oder einem Dutzend Eiern. https://www.luther2017.de/
Am 27. und 28. Mai 2021 hatten wir unsere mobile Druckwerkstatt in den Räumen der Alisa-Stiftung in Worms aufgebaut. In zwei Gruppen – den Corona-Regelungen gemäß mit Abstand und FFP2 Masken – lernten die Jugendlichen das Setzen und Drucken mit beweglichen Lettern, wie es Johannes Gutenberg ungefähr siebzig Jahre vor Luthers Auftritt in Worms erfunden hatte. Die Kombination von Bild und Text wurde mit den Flugblättern und Flugschriften zu Luthers Zeit zur Steigerung der Popularität Luthers sowie zur Verbreitung reformatorischer Inhalte genutzt.
Entsprechend kombinierten die jungen Leute ihre gedruckten Statements mit selbst geschaffenen Linolschnitten. Und schufen so Flugblätter mit ihren eigenen Thesen nach historischem Vorbild.
Seit dem 02.02.2021 gibt es das lange erwartete Buch mit Texten der Grundschulkinder aus dem Schreibwettbewerb zu den Schulschließungen wegen Corona von März bis Mai 2020. Diesen hatte „Demokratie Leben“ in Zusammenarbeit mit der „Wormser Alisa Stiftung“ und dem „kleinen Gutenberg“ im Juni 2020 durchgeführt.
In SWR-Aktuell am 09.02.2021 um 19.30 Uhr wurde dieses Video gesendet mit vier Kindern, die aus ihren Texten im Buch vorlesen. Die Aufnahmen sind gut gelungen. Es fehlt aber im Beitrag jegliche Information über den Entstehungszusammenhang des Buches. Umfängliche Informationen dazu hatte ich der Redaktion zukommen lassen. Zum Ansehen aufs Foto klicken…
RPR berichtete in einem kurzen Beitrag am 05.02.2021 um 18.20 Uhr über unser Buch.
Am 25 Juni 2020 wurden die 12 PreisträgerInnen unseres Schreibwettbewerbs am Wormser Rathaus geehrt und bekamen ihre Preise übergeben. (Bericht auf dieser Website)
Idee und Entstehung des Buches
Berthold Röth vom Worms Verlag hatte die Idee, die Texte der Kinder in einem eigenen Band der neuen Reihe „Edition Kulturelle Bildung“ zu veröffentlichen. Mir fiel die Aufgabe zu, die vorbereitenden Arbeiten für das Lay Out zu erledigen.
Zunächst war von den beteiligten Kindern bzw. deren Eltern die Einwilligungserklärung für die Veröffentlichung des Textes einzuholen. Da auf postalische Anfrage an rund 80 Eltern zu wenig Rücklauf kam, kostete mich dies mehrere halbe Tage, ein Wochende eingeschlossen. Dabei lernte ich viele Viertel unserer schönen Stadt und ihrer Vororte kennen, die ich bisher noch nie aufgesucht hatte.
Danach galt es die handgeschriebenen Texte der Kinder abzutippen, zu ordnen und zu illustrieren. Dabei konnte ich auf einige Zeichnungen der TeilnehmerInnen zurückgreifen. Drei Jungs, die zu den ersten Preisträgern gehörten, hatten als Preis einen Workshop in meiner Drucklernwerkstatt gewonnen und fertigten schöne Linolschnitte zu ihren Texten.
Darüber hinaus konnte ich Linoldrucke von Ganztagskindern der Pestalozzischule verwenden. Diese waren während vorgehender Druck-Workshops entstanden, die von „Demokratie Leben“ gefördert worden waren. Dafür fungierte die „Alisa-Stiftung Worms“, die sich sehr stark für die SchülerInnen der Pestalozzischule engagiert, jeweils als Träger. ( Berichte auf dieser Website). Der Linolschnitt „ Keine Schule mehr – Ja!“ der die Titelseite unseres Büchleins schmückt, stammt ebenfalls von einer Pestalozzischülerin.
Da wir das Buch gerne vor Weihnachten auf dem Markt gehabt hätten, war ich mit meinen Arbeiten Ende September fertig und übermittelte dem Verlag die Dateien.
Leider dauerte es dann doch bis Ende Januar, bis die Bücher gedruckt waren.
Betrachtungen zu Durchführung und Ergebnissen unseres Schreibwettbewerbs Diese lassen sich vorne im Buch genauer nachlesen.
Ein Ideengeber für meine Druckaktivitäten mit Kindern und Jugendlichen in und außerhalb der Schule ist der französische Pädagoge Celestine Freinet. Er hat schon in den 1920er Jahren in Frankreich mit Kindern Texte gedruckt. Sein Motto war „Kindern das Wort geben“. So hat er dafür gesorgt, dass die Texte seiner SchülerInnen nicht einfach im Papierkorb verschwanden, sondern durch Drucken aufgewertet und einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Genau in diesem Sinn führte ich in der Drucklernwerkstatt – unterstützt von „Demokratie Leben“ – das vierte halbjährliche Druckprojekt mit Kindern der Pestalozzischule durch. (Bericht auf dieser Website) Exakt das entspricht auch dem Anliegen unseres Schreibwettbewerbs.
Am 12. März 2020 waren die ersten vier Wormser Schulen im BIZ geschlossen worden, weil ein Schüler positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Die Schließung der anderen Schulen erfolgte ab 16.03.20. Erst seit 04. Mai besuchen die Schüler- und Schülerinnen der vierten Klassen wieder die Schule im Schichtbetrieb und unter strengen Hygieneauflagen.
Zu dieser Zeit haben wir rund 760 Kindern in den Vierten Klassen aller Wormser Grundschulen angeregt, über ihre „Corona-Zeit“ zu erzählen. Von 90 Kindern aus 12 Schulen haben wir Texte erhalten. 63 davon sind im Buch enthalten.
Uns war bewusst, dass die schwierige Situation in den Schulen mit Einhaltung der Hygieneregeln und Schichtbetrieb, sowie viele Wochen mit Präsenzunterrichts-ausfall die Durchführung einer solchen Extraaufgabe in den Klassen schwierig gemacht hat. Deswegen bedanken wir uns sehr, dass etliche Lehrkräfte trotzdem das Anliegen ihren Schülerinnen und Schülern zugänglich gemacht haben.
In unseren Grundschulen werden die Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten gemeinsam unterrichtet. Sie sind wirkliche Gesamtschulen für alle Kinder.
Will man die Texte in diesem Band einordnen, so ist es gut, sich bewusst zu machen, dass die meisten von Kindern stammen, die in Mittelschichtfamilien aufwachsen. Das dort vorhandene Bildungs- und Kommunikationsniveau hat es ihnen erlaubt, ihre Kompetenz in der deutschen Sprache und Schriftsprache gut auszubilden. Entsprechend geprägt ist ihr Erlebnishintergrund während der Zeit der Schulschließungen.
Aus keinem der vorliegenden Texte geht hervor, dass Kinder aus Familien dabei sind, in der sich eine sowieso schon schwierige soziale Situation bei geringem Einkommen und beengten Wohnverhältnissen während der Corona-Zeit erheblich verschärft hat.
Unter solchen Bedingungen fehlt es meist an Faktoren, die Sprachkompetenz fördern und Grundschule kann es unter den gegebenen personellen Umständen nur schwer leisten, dies auszugleichen.
Selbst wenn sie bereit wären darüber zu berichten, dürften die wenigsten solcher Kinder sich in der Lage sehen, über ihre beschwerliche Situation in der Corona-Zeit Texte abzufassen. Sie werden durch einen Schreibwettbewerb eher nicht erreicht.
Erfreulich wiederum ist es, dass nicht wenige Kinder aus Migrantenfamilien, die erst relativ kurze Zeit in Deutschland leben, offensichtlich ein Sprachniveau erreicht haben, dass es ihnen erlaubt, ihre Corona Geschichte zu erzählen.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des kleinen Bandes interessante Einblicke in die Erlebniswelt der teilnehmenden Grundschulkinder während der Corona-Zeit.
Denn schließlich ist die Thematik derzeit fast noch relevanter als im letzten Frühjahr. Im folgenden Video des Worms Verlages berichte ich über die Vorgeschichte des Buches. Wenn Sie nur den 2. Teil des Videos sehen wollen beginnen Sie bei 16:56 Minuten.
Folgend sind drei der Preisträger des Schreibwettbewerbs – Joel, Matthias und Jamie – mit den Linolschnitten zu ihren im Buch enthaltenen Texte abgebildet.