Buch: „Grundschulkinder schreiben über ihre Corona-Zeit“

Seit dem 02.02.2021 gibt es das lange erwartete Buch mit Texten der Grundschulkinder aus dem Schreibwettbewerb zu den Schulschließungen wegen Corona  von März bis Mai 2020. Diesen hatte „Demokratie Leben“ in Zusammenarbeit mit der „Wormser Alisa Stiftung“ und dem „kleinen Gutenberg“ im Juni 2020 durchgeführt.

Das Buch ist zu beziehen über den Worms Verlag.

In SWR-Aktuell am 09.02.2021 um 19.30 Uhr wurde dieses Video gesendet mit vier Kindern, die aus  ihren Texten im Buch vorlesen. Die Aufnahmen sind gut gelungen.
Es fehlt aber im Beitrag jegliche Information über den Entstehungszusammenhang des Buches. Umfängliche Informationen dazu hatte ich der Redaktion zukommen lassen.
Zum Ansehen aufs Foto klicken…

RPR berichtete in einem kurzen Beitrag am 05.02.2021 um 18.20 Uhr über unser Buch.

… und hier können Sie einen Bericht des Mannheimer Morgens und einen der Rheinpfalz als PDF ansehen.

Am 25 Juni 2020 wurden die 12 PreisträgerInnen unseres Schreibwettbewerbs am Wormser Rathaus geehrt und bekamen ihre Preise übergeben. (Bericht auf dieser Website)

Idee und Entstehung des Buches

Berthold Röth vom Worms Verlag hatte die Idee, die Texte der Kinder in einem eigenen Band der neuen Reihe „Edition Kulturelle Bildung“ zu veröffentlichen. Mir fiel die Aufgabe zu, die vorbereitenden Arbeiten für das Lay Out zu erledigen.

Zunächst war von den beteiligten Kindern bzw. deren Eltern die Einwilligungserklärung für die Veröffentlichung des Textes einzuholen. Da auf postalische Anfrage an rund 80 Eltern zu wenig Rücklauf kam, kostete mich dies mehrere halbe Tage, ein Wochende eingeschlossen. Dabei lernte ich viele Viertel unserer schönen Stadt und ihrer Vororte kennen, die ich bisher noch nie aufgesucht hatte.

Danach galt es die handgeschriebenen Texte der Kinder abzutippen, zu ordnen und zu illustrieren. Dabei konnte ich auf einige Zeichnungen der TeilnehmerInnen zurückgreifen. Drei Jungs, die zu den ersten Preisträgern gehörten, hatten als Preis einen Workshop in meiner Drucklernwerkstatt gewonnen und fertigten schöne Linolschnitte zu ihren Texten.

Darüber hinaus konnte ich Linoldrucke von Ganztagskindern der Pestalozzischule verwenden. Diese waren während vorgehender Druck-Workshops entstanden, die von „Demokratie Leben“ gefördert worden waren. Dafür fungierte die „Alisa-Stiftung Worms“, die sich sehr stark für die SchülerInnen der Pestalozzischule engagiert, jeweils als Träger. ( Berichte auf dieser Website).
Der Linolschnitt „ Keine Schule mehr – Ja!“ der die Titelseite unseres Büchleins schmückt, stammt ebenfalls von einer Pestalozzischülerin.

Da wir das Buch gerne vor Weihnachten auf dem Markt gehabt hätten, war ich mit meinen Arbeiten Ende September fertig und übermittelte dem Verlag die Dateien.

Leider dauerte es dann doch bis Ende Januar, bis die Bücher gedruckt waren.

Betrachtungen zu Durchführung und Ergebnissen unseres Schreibwettbewerbs
Diese lassen sich vorne im Buch genauer nachlesen.

Ein Ideengeber für meine Druckaktivitäten mit Kindern und Jugendlichen in und außerhalb der Schule ist der französische Pädagoge Celestine Freinet. Er hat schon in den 1920er Jahren in Frankreich mit Kindern Texte gedruckt. Sein Motto war „Kindern das Wort geben“. So hat er dafür gesorgt, dass die Texte seiner SchülerInnen nicht einfach im Papierkorb verschwanden, sondern durch Drucken aufgewertet und einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Genau in diesem Sinn führte ich in der Drucklernwerkstatt – unterstützt von „Demokratie Leben“ – das vierte halbjährliche Druckprojekt mit Kindern der Pestalozzischule durch. (Bericht auf dieser Website) Exakt das entspricht auch dem Anliegen unseres Schreibwettbewerbs.

Am 12. März 2020 waren die ersten vier Wormser Schulen im BIZ geschlossen worden, weil ein Schüler positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Die Schließung der anderen Schulen erfolgte ab 16.03.20. Erst seit 04. Mai besuchen die Schüler- und Schülerinnen der vierten Klassen wieder die Schule im Schichtbetrieb und unter strengen Hygieneauflagen.

Zu dieser Zeit haben wir rund 760 Kindern in den Vierten Klassen aller Wormser Grundschulen angeregt, über ihre „Corona-Zeit“ zu erzählen. Von 90 Kindern aus 12 Schulen haben wir Texte erhalten. 63 davon sind im Buch enthalten.

Uns war bewusst, dass die schwierige Situation in den Schulen mit Einhaltung der Hygieneregeln und Schichtbetrieb, sowie viele Wochen mit Präsenzunterrichts-ausfall die Durchführung einer solchen Extraaufgabe in den Klassen schwierig gemacht hat. Deswegen bedanken wir uns sehr, dass etliche Lehrkräfte trotzdem das Anliegen ihren Schülerinnen und Schülern zugänglich gemacht haben.

In unseren Grundschulen werden die Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten gemeinsam unterrichtet. Sie sind wirkliche Gesamtschulen für alle Kinder.

Will man die Texte in diesem Band einordnen, so ist es gut, sich bewusst zu machen, dass die meisten von Kindern stammen, die in Mittelschichtfamilien aufwachsen. Das dort vorhandene Bildungs- und  Kommunikationsniveau hat es ihnen erlaubt, ihre Kompetenz in der deutschen Sprache und Schriftsprache gut auszubilden. Entsprechend geprägt ist ihr Erlebnishintergrund während der Zeit der Schulschließungen.

Aus keinem der vorliegenden Texte geht hervor, dass Kinder aus Familien dabei sind, in der sich eine sowieso schon schwierige soziale Situation bei geringem Einkommen und beengten Wohnverhältnissen während der Corona-Zeit erheblich verschärft hat.

Unter solchen Bedingungen fehlt es meist an Faktoren, die Sprachkompetenz fördern und Grundschule kann es unter den gegebenen personellen Umständen nur schwer leisten, dies auszugleichen.

Selbst wenn sie bereit wären darüber zu berichten, dürften die wenigsten solcher Kinder sich in der Lage sehen, über ihre beschwerliche Situation in der Corona-Zeit Texte abzufassen. Sie werden durch einen Schreibwettbewerb eher nicht erreicht.

Erfreulich wiederum ist es, dass nicht wenige Kinder aus Migrantenfamilien, die erst relativ kurze Zeit in Deutschland leben, offensichtlich ein Sprachniveau erreicht haben, dass es ihnen erlaubt, ihre Corona Geschichte zu erzählen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des kleinen Bandes interessante Einblicke in die Erlebniswelt der teilnehmenden Grundschulkinder während der Corona-Zeit.

Denn schließlich ist die Thematik derzeit fast noch relevanter als im letzten Frühjahr.
Im folgenden Video des Worms Verlages berichte ich über die Vorgeschichte des Buches.
Wenn Sie nur den 2. Teil des Videos sehen wollen beginnen Sie bei 16:56 Minuten.

Folgend sind drei der Preisträger des Schreibwettbewerbs – Joel, Matthias und Jamie – mit den  Linolschnitten zu ihren im Buch enthaltenen Texte abgebildet.